Kinderrechte

Es gibt eine Menge Kinderrechte - aber warum gibt es sie überhaupt? Und was steht da drin?
In Deutschland mussten bis vor etwa 100 Jahren Kinder arbeiten, weil ihre Eltern nicht genug verdienten oder sogar arbeitslos waren. Deswegen mussten viele Kinder den Unterricht schwänzen, um der Familie zu helfen. Es gab schon einige Möglichkeiten für Kinder, zu arbeiten. Wenn das alles nichts half, mussten die Kinder sogar betteln gehen.
Um den Kindern Bildung und andere positive Dinge zu ermöglichen, wurde an den Menschenrechten gearbeitet. Es wurde festgelegt, dass Kinderrechte - wie die Menschenrechte - angeboren und universell sind. Das heißt, egal wo man herkommt, egal, welche Bildung und welche Fähigkeiten man hat - die Menschenrechte bleiben einem.
Es dauerte allerdings ziemlich lange, bis die Kinder dieser Welt in den Genuss solcher Kinderrechte kamen. Seit 1979 verhandelten die Staaten der Vereinten Nationen über eine gemeinsame Erklärung zu den Kinderrechten. Es war sehr schwierig und für einige Länder auch zu teuer, diese Rechte umzusetzen. Diese Verhandlungen dauerten ZEHN JAHRE! Im November 1989 konnten die Kinderrechte endlich von den Vereinten Nationen festgeschrieben werden. Fast alle Staaten der Welt haben unterschrieben - und zwar 194.

Leider hat es die Bundesregierung im vergangenen Jahr (noch vor der Bundestagswahl) nicht geschafft, diese weltweit geltenden Kinderrechte in die Verfassung der Bundesrepublik zu übernehmen! Das wäre schon ein wichtiges Zeichen gewesen!

Nun ein paar Beispiele für Kinderrechte:
- Name und Staatsbürgerschaft
- keine Benachteiligung
- Gesundheit
- kein Kriegsdienst
- keine Kinderarbeit
- Recht auf Bildung
- Erholung und Freizeit
- Schutz vor Gewalt
- freie Meinungsäußerung
- Schutz vor Ausbeutung
- elterliche Fürsorge
- besondere Fürsorge und Förderung bei Behinderung
- Recht auf Gleichbehandlung

Marlene

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Kinder in früherer Zeit

Früher ging es Kindern nicht so gut wie heute. Das zeigt sich auch daran, dass Kinderrechte nicht eingehalten wurden. In diesem Artikel seht ihr, wie der 13jährige Nikolaus früher in Berlin gelebt hat. Ihr werdet sehen, dass in dieser Situation vor allem das Recht auf keine Kinderarbeit nicht eingehalten wird.
Nikolaus arbeitete in einer Ziegelfabrik, die aus drei riesigen Gebäuden bestand. Gleich zwei Tage, nachdem er aus der Schule entlassen wurde, nahm ihn sein Vater mit in diese Fabrik. Stellt euch vor: Die Fabrik hatte 460 Arbeiter, doch nur 60 dieser Arbeiter waren Erwachsene! Alle anderen Arbeiter waren Kinder; Jungen und Mädchen.
Nikolaus‘ Arbeitstag war zehn Stunden lang und sah wahrscheinlich so aus: Die Maschinen holten den Ziegelton heran und knetete ihn. Dann presste die Maschine ihn und lieferte ihn in zwei Sekunden an einen Mann an der Presse. Die Presse gab den gepressten Ton an Nikolaus ab, er musste dann in einer Sekunde einen meterlangen Satz zum Aufzug machen und den Ziegel dort ablegen. Das musste er so 18.000-mal am Tag machen. Er hatte einen viel anstrengenderen Job als der Presser, und trotzdem verdiente der Presser 6 Mark pro Tag und Nikolaus nur 85 Pfennig. Das war übrigens die damalige Währung.
Nikolaus sagte selbst, dass es ihm nicht gut ging: „Am Abend sind meine Knochen wie zerschlagen und von dem vielen roten taub werden meine Hände rot, und war ist auch, was ich spuckte. Ich glaubte, es ist Blut und ich müsse sterben.“
Das sagte Nikolaus. Damals wurden viele Rechte nicht eingehalten. Zum Beispiel hatte er eigentlich ein Recht auf Bildung, Gesundheit und Freizeit. Er sagt, dass er glaubt, sterben zu müssen. Das hört sich meiner Meinung nach nicht nach einem tollen Leben an! Dass er so dachte, zeigt, dass die Rechte nicht eingehalten wurden. Ich bin sicher, dass auch Nikolaus gerne zur Schule gegangen wäre und eine schöne Zeit haben wollte. Es ist erschreckend, dass in einigen Ländern auch heute immer noch solche schlechten Bedingungen für Kinder herrschen!
Wir leben hier und heute doch unter ziemlich guten Bedingungen. Vielleicht animiert euch dieser Text ja, anderen Kindern in anderen Ländern, denen es nicht besser als Nikolaus geht, zu helfen.

Elina